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From Insight to Impact: Wie PostFinance neue Führungspersonen für Inclusive Leadership sensibilisiert

Ausgangslage

PostFinance hat im Rahmen des Programms «Starterkit» ein neues Lernangebot für Mitarbeitende entwickelt, die erstmals Führungsverantwortung übernehmen. Ziel des Starterkit ist es, zentrale Führungskompetenzen früh zu vermitteln und neue Führungspersonen gezielt beim Einstieg in ihre Rolle zu begleiten. Bereits in der Konzeptionsphase wurde deutlich, dass das Thema Diversity, Equity & Inclusion (DE&I) von zentraler Bedeutung ist.

Im Rahmen eines internen Soundings mit Führungspersonen zeigte sich, dass das Thema DE&I eine hohe Relevanz für sie hatte und ein Bedürfnis bestand, sich vertieft damit zu befassen. Parallel dazu bestätigte auch die strategische Relevanz, dass Aspekte von Inclusive Leadership für den Führungsalltag an Bedeutung gewinnen. Auf dieser Grundlage entschied PostFinance, das Thema verpflichtend im Starterkit zu verankern und ein eigenes Lernmodul «Inclusive Leadership» zu entwickeln.

Das Modul wurde so konzipiert, dass es nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch die persönliche Reflexion und den Dialog mit anderen Führungspersonen fördert. Die neuen Führungspersonen sollten die Möglichkeit erhalten, die Bedeutung von DE&I besser zu verstehen und ihre Relevanz für Zusammenarbeit, Teamdynamik und Führungspraxis zu erkennen.

Zielsetzung

Mit dem Modul verfolgte PostFinance mehrere Ziele:

  • Bewusstsein schaffen: Die Teilnehmenden sollten verstehen, weshalb sich PostFinance für DE&I einsetzt und Inclusive Leadership für die Führungsrolle relevant ist.
  • Verständnis vertiefen: Zentrale Begriffe und Konzepte wie Diversity, unbewusste Vorurteile oder Inclusion sollten verständlich vermittelt werden.
  • Reflexion anregen: Führungspersonen sollten ihr eigenes Führungsverhalten in Bezug auf Inclusion reflektieren.
  • Praxisbezug herstellen: Das Modul sollte konkrete Beispiele aus dem Führungsalltag aufnehmen und Diskussionen ermöglichen.

Um diese Ziele zu erreichen, setzte PostFinance auf ein Blended-Learning-Format, bestehend aus einem halbstündigen E-Learning als Vorbereitung und einem anschliessenden Workshop, der den Austausch und die Anwendung fördert.

«Die bereichernde Zusammenarbeit mit dem CCDI hat uns eine fundierte theoretische Basis ermöglicht und dazu inspiriert, intern noch stärker interdisziplinär zusammenzuarbeiten. So ist es uns gelungen, DE&I durch Austausch im Lernmodul erlebbar zu machen.»
Caty Yiying Zhao
People Development Specialist
PostFinance

Umsetzung

Die Entwicklung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Competence Center for Diversity, Disability and Inclusion (CCDI) der Universität St. Gallen, eine bereits etablierte und zuverlässige Partnerin bei PostFinance im Rahmen des jährlichen HSG Diversity Benchmarking. Die externe Begleitung stellte die theoretische Fundierung sicher, integrierte aktuelle Forschung in den Lerninhalten und brachte eine klare inhaltliche Struktur für das E-Learning-Modul sowie bewährte Best Practices ein. Durch ein Train-the-Trainer-Format wurde zudem der Wissenstransfer gesichert, sodass die Workshop-Moderation intern weitergeführt werden konnte.

Zudem waren verschiedene interne Stakeholder von Beginn an in den Entwicklungsprozess eingebunden: Learning & Development, Corporate Responsibility sowie Next Gen. Diversity, Equity & Inclusion (DE&I) ist eines der Schwerpunktthemen von Corporate Responsibility und ist in den Nachhaltigkeitszielen verankert. Die Einheit “Next Gen” verfolgt das Ziel, generationenbezogene Themen und Generationenmanagement innerhalb der Organisation zu verankern – mit speziellem Fokus auf die Perspektive jüngerer Mitarbeitender. Durch die Einbindung dieser Bereiche konnten verschiedene Sichtweisen berücksichtigt und ein gemeinsames Verständnis zu Begriffen, Inhalten und Zielsetzung aufgebaut werden. 

Die Entwicklung des Moduls erfolgte über mehrere Review-Schleifen. In jeder Phase wurden Inhalte gemeinsam geprüft, Feedback von Fachbereichen und Teilnehmenden integriert und Prototypen weiterentwickelt. Die Zusammenarbeit mit dem CCDI wurde von PostFinance als sehr kollaborativ und unkompliziert erlebt. Besonders geschätzt wurde, dass Feedback laufend übernommen wurde und die Koordination zwischen allen beteiligten Stellen gut funktionierte.

Aufbau des Moduls

Das Modul basiert auf zwei aufeinander abgestimmten Lernelementen:

E-Learning (Vorbereitung)

Das E-Learning vermittelte zentrale Grundlagen zu Inclusive Leadership und ermöglichte es den Teilnehmenden, sich individuell mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es enthielt:

  • Erklärungen zu Schlüsselbegriffen,
  • interaktive Reflexionsaufgaben,
  • Beispiele aus dem Arbeitskontext,
  • gezielte Vorbereitungsaufträge für den Online-Workshop.

Eine Übersicht und spezifisch für PostFinance entwickeltes Wirkungsmodell zu den verschiedenen Themenfeldern von Inclusive Leadership – darunter Aspekte wie Diversity, Unconscious Bias (unbewusste Vorurteile) und Psychologische Sicherheit – half, die inhaltliche Komplexität greifbar zu machen und Orientierung zu schaffen. Die individuelle Vorbereitung legte die Basis, um im Workshop direkt in den Austausch einsteigen zu können. 

Workshop

Der Workshop diente als Raum für vertiefte Auseinandersetzung, Perspektivenwechsel und Praxisbezug. Die Struktur setzte bewusst auf den Austausch der Teilnehmenden. Mithilfe von Fallbeispielen wurden Alltagssituationen diskutiert, die Inclusion im Team betreffen können.

Ein Fallbeispiel behandelte zum Beispiel den Wunsch eines Mitarbeitenden nach einem Einzelbüro aufgrund einer Behinderung. In der Diskussion wurde deutlich, dass viele spontan an sichtbare körperliche Einschränkungen dachten – während weniger offensichtliche Aspekte wie psychische oder mentale Einschränkungen oft nicht unmittelbar gesehen werden. Solche Situationen führten zu bewussten Perspektivenwechseln und bleibenden „Aha-Momenten“.

Ein weiterer Schwerpunkt war das Thema Unconscious Bias, die Entscheidungen oder Wahrnehmungen beeinflussen können. Die Teilnehmenden reflektierten, wie solche Biases im Führungsalltag wirken können. 

Stimmen von Führungspersonen

«Ein grosses Thema, welches in die Teams getragen werden muss, damit jede:r das Verständnis dafür erhält und auch agieren kann.»
«Sich und seine Denkfehler zu reflektieren, braucht Zeit, die man sich bewusst nehmen muss.»
«Ich kann etwas bewirken und sollte das auch tun.»
«Tolles Lernmodul, cooler Austausch zu einem sehr wichtigen Thema!»
«Der Austausch selbst – sowohl mit Teilnehmenden als auch mit Moderator:innen – fördert Vielfalt.»

Wirkung

Seit dem Start der ersten Durchführung haben rund 60 neue Führungspersonen das Modul absolviert. Die Rückmeldungen zeigen, dass das Modul Wirkung entfaltet – insbesondere durch Sensibilisierung und Reflexion. Einige Teilnehmende gaben an, dass sie bereits vor dem Modul vom Thema Diversity, Equity & Inclusion gehört hatten, jedoch unsicher waren, wie es im Führungsalltag einzuordnen ist.

Mehrfach wurde die Erkenntnis geäussert, dass Führungspersonen einen direkten Einfluss darauf haben, wie sich Mitarbeitende fühlen, ob sie sich zugehörig und respektiert erleben und wie sich das auf Teamwohlbefinden und Teamleistung auswirkt. Die Reflexion über die eigene Rolle wurde als zentraler Lerneffekt beschrieben.

Ein wesentlicher Mehrwert lag zudem im strukturierten Austausch während des Workshops. Viele Führungspersonen hoben hervor, dass unterschiedliche Perspektiven sichtbar wurden und Diskussionen neue Denkanstösse ermöglichten. Die Kombination aus E-Learning und Workshop wurde wiederholt als sinnvoll und gut aufeinander abgestimmt bezeichnet. Der Methodenmix aus Inputs, Gruppenarbeiten und digitalen Tools wurde positiv bewertet.

In den ersten drei Durchführungen wurde qualitatives Feedback gesammelt, um das Modul laufend zu verbessern. Diese Pilotphase zeigte, dass das Format gut ankommt. Eine quantitative Wirkungsmessung ist erst im Aufbau, da bisher noch zu wenig Daten für eine statistische Auswertung vorliegen.

Mit dem Modul «Inclusive Leadership» stärkt PostFinance das Verständnis dafür, dass Führung mehr ist als die Verteilung von Aufgaben: Sie prägt Zusammenarbeit, Zugehörigkeit und Wirkung im Team. Das Modul bietet Führungspersonen einen Raum, das eigene Handeln zu reflektieren, bewusster zu entscheiden und Verantwortung für ein inklusives Arbeitsumfeld zu übernehmen. Damit wird Inclusive Leadership als Haltung und Bestandteil professioneller Führungsarbeit verankert.

Was andere Unternehmen daraus lernen können

  • Führungs- und Schlüsselpersonen früh einbinden 
    Frühe Soundings mit Führungskräften helfen, Bedürfnisse zu klären und eine gemeinsame Basis für DE&I zu schaffen. 

  • Kombination aus Theorie und Reflexion 
    Wirkung entsteht nicht durch Wissensvermittlung allein, sondern durch bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Führungsrolle. 

  • Praxisnahe Inhalte stärken Relevanz 
    Realistische Fallbeispiele und konkrete Alltagssituationen fördern den Perspektivenwechsel. 

  • Blended Learning sinnvoll nutzen 
    Theorie im E-Learning – Austausch im Workshop: Diese Struktur schafft Verbindlichkeit und Effektivität. 

  • Externe Expertise gezielt einbeziehen 
    Wissenschaftlich fundierte Inhalte, grosser Erfahrungsschatz, neutrale Aussenperspektive stellen eine grosse Bereicherung dar. Die externe Partnerschaft bedeutet eine Ressourcenentlastung und erhöht die Akzeptanz der Teilnehmenden.  

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